Greven – 10.000 Jahre im Zeitraffer
Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution
ca. 8000 – 5000 v. Chr. | Archäologische Funde weisen schon für jene Zeit Spuren menschlichen Lebens entlang der Ems nach. Eine Pfeilspitze aus Feuerstein vom Ende der Eiszeit deutet auf nomadische Jäger hin. Mikrolithen (kleine Steine) aus der mittleren Steinzeit zeigen, dass diese Jäger dieses Gebiet häufiger durchstreift haben. |
ca. 4500 – 2000 v. Chr. | Funde aus der jüngeren Steinzeit deuten darauf hin, dass kleine Gruppen von Menschen in diesem Raum sesshaft wurden. |
ca. 2000 – 800 v. Chr. | Bronzezeit. Aus dieser Zeit stammen ein Hügelgrab in Hüttrup und einige weitere kleine Funde. |
ca. 800 – 50 v. Chr. | Vorrömische Eisenzeit. Reste von Gebäuden konnten durch Bodenverfärbungen nachgewiesen werden, außerdem Scherbenfunde aus Keramik. |
ca. 50 v. Chr. – Christi Geburt | Aus dieser Zeit stammen Bruchstücke zweier gläserner Armreifen, von denen bisher in Westfalen nur sieben gefunden wurden. |
0 – 375 n. Chr. | Gefäßfragmente aus der römischen Kaiserzeit zeigen, dass auch zu jener Zeit Menschen auf Grevener Gebiet gelebt haben müssen. |
ca. 500 – 800 | In der Sachsenzeit haben verschiedene bäuerliche Siedlungen existiert. Vermutlich reichen die Anfänge der Bauerschaft Aldrup („Alathorpe” = altes Dorf) in jene Zeit zurück. |
Ein Beispiel für die damalige Bebauung zeigt der rekonstruierte Sachsenhof an der Bundesstraße 219 in der Bauerschaft Pentrup.
ca. 800 | Kirchgründungen durch den friesischen Missionar und ersten Bischof von Münster, Liudger, sehr wahrscheinlich auch in Greven. Die Kirche St. Martinus entstand als Mittelpunkt einer fränkischen Neusiedlung am Endpunkt der Emsschifffahrt aus zwei altsächsischen Nachbarschaften. U.A. die Namensgebung der Kirche nach dem besonders im Frankenreich hoch verehrten St. Martin deutet auf diese Gründungszeit der Grevener Kirche hin. |
ca. 900 | Erste Nennung Grevens als "Grevaon" im Werdener Urbar, dem Güterverzeichnis eines Klosters im Süden der heutigen Stadt Essen. Grevaon, "bei den Gräben", bezeichnet vermutlich die zahlreichen vor- und frühgeschichtlichen Emsarme in diesem Gebiet. Die im Werdener Urbar genannten Bauern Frethuward, Bolo und Northeri sind die ältesten uns bekannten Namen von "Grevenern". |
ca. 900-1200 | Es existierte eine ländliche mittelalterliche Siedlung, deren Reste 1997-1999 im Gebiet des heutigen Gewerbegebietes Wentrup-Ost ausgegraben wurden. |
1137 | Älteste bekannte Erwähnung des Dorfes Greven in einer Urkunde des Bischofs Wernher von Münster, in der dieser durch Schenkungen an beide Domkirchen Münsters Vorkehrungen dafür trifft, dass nach seinem Tod für sein Seelenheil durch Gebetsgedenken ("memoria") gesorgt wird. In der Urkunde wird für das Dorf mit Namen Greven ("... in villa que nomen Greven habet...") eine Beitragssumme zu den Schenkungen von fünf Schillingen ("solidos") festgelegt. |
ca. 1200 | Der Schulte von Bönstrup steigt aus der Hofhörigkeit in die Dienstmannschaft der Äbtissin von Freckenhorst auf und wird Ritter. Sein Hof im Dorfkern war somit als einziger keinem Grundherrn unterworfen. Damit durfte er ein Wappen tragen. |
1241 | In der Kirche zu Greven wird ein Erbstreit der Edlen von Steinfurt im Beisein der Bischöfe von Münster und Osnabrück sowie zahlreicher Grafen und weiterer hoher geistlicher und weltlicher Würdenträger geschlichtet. Dieses und andere Treffen hoher Herren zeigt, dass Greven damals nicht völlig unbedeutend gewesen sein kann. |
1257 | Erste urkundliche Erwähnung der Burg Schöneflieth als Beiname des Ritters Dietrich von Schönebeck, einem mächtigen Dienstmann des Bischofs von Münster. Ihm unterstanden 15 Kirchspiele, u.a. auch Greven und Gimbte. 1269 gibt er in einer Urkunde das "castellum dictum Sconenvlete" (Burg genannt Schöneflieth) als seinen Wohnort an. |
1275/76 | Zerstörung der Burg Schöneflieth durch den Bischof von Münster, Eberhard von Diest, vermutlich wegen Raubritterei Dietrichs von Schönebeck. Durch Abgabe seiner Lehen ist Dietrich wirtschaftlich nicht mehr in der Lage, die Burg wieder auf zu bauen. |
1287 | Bestrebungen der Bischöfe von Münster ab ca. 1200, die wichtigsten Orte ihres Hoheitsbereiches zu sichern, führten in Greven als Endpunkt der Emsschifffahrt zur Errichtung eines Marktes, vermutlich im Dorf. Für das Jahr 1287 ist er erstmalig sicher nachzuweisen. Er wurde jedoch nicht zur Dauereinrichtung und damit zur Keimzelle städtischen Lebens, sondern fand später einmal jährlich statt. |
ca. 1335-1370 | Wiedererrichtung der vergrößerten Burg Schöneflieth an gleicher Stelle durch das Domkapitel Münster. Sie erlangte durch ihre verkehrsgünstige Lage an der Ems, ihre Zolleinnahmen und als Zufluchtsort der münsterischen Domherren in unruhigen Zeiten enorme Wichtigkeit. |
ca. 1400 | Eine Zollrolle (Abgabenregister in Rollenform) legt "bruggenghelt" (Brückengeld) für den Unterhalt der Schönefliether Brücke fest und belegt erstmals deren Existenz. |
1403 | Beiläufige Erwähnung des Grevener Marktes, dessen Termin schon damals der Montag nach Bartholomäus (25. August) war. |
1453 | Erster bekannter Brand des Dorfes. Während der münsterischen Stiftsfehde wurde das Dorf von Anhängern des Bischofskandidaten Walram von Moers niedergebrannt. Damals stritten zeitweilig vier Kandidaten um das Bischofsamt in Münster. |
1498/99 | Aus einem Verzeichnis aller Steuerpflichtigen, dem Schatzungsregister des Stiftes Münster, kann die Einwohnerzahl des Dorfes Greven auf ca. 200 Menschen geschätzt werden. Sie lebten in ca. 30 Häusern rund um die Kirche. |
Die Bürger Münsters sorgten für Schiffsverkehr auf dem Ems zwischen Rheine und Schöneflieth, schon damals "midt punthen" (mit Pünten).
1582 | Beginn einer Blütezeit des Handels und des Warenumschlags, der die Vergrößerung des Dorfes um die "Nierodde" ("neue Rodung, heute: Niederort) brachte, wo sich Handwerker niederließen und Waren gelagert wurden. |
1589 | Ein schwerer Überfall auf den Grevener Markt durch niederländische Reiter, bei dem Verluste von über 30.000 Reichstalern protokolliert werden, schmälerte seinen guten Ruf im ganzen Münsterland. |
1618-1648 | Mit dem Dreißigjährigen Krieg endete die wirtschaftliche Blütezeit des Dorfes. Den durchziehenden Truppen der widerstreitenden Parteien war das ungesicherte Dorf schutzlos ausgeliefert. An jede neu eintreffende Truppe mussten jeweils Abgaben entrichtet, Nahrung und Wertgegenstände abgeliefert werden. Zusätzliche Plünderungen gingen häufig mit Brandschatzungen und Gewalt einher, bei der nicht wenige Dorfbewohner umkamen. Die Pest dezimierte in den Jahren 1633, 1635 und 1636 die Bevölkerung zusätzlich. |
3.8.1623 | Auf der Flucht vor den Truppen seines kaiserlichen Widersachers General Tilly plündern die Soldaten des Herzogs Christian von Braunschweig das Dorf und stecken die ohnehin nur noch wenigen unbeschädigten Häuser Grevens in Brand. Tillys Truppen treffen am 4. August ein, ziehen dem Braunschweiger am 5. August hinterher und fügen ihm in der bekannten Schlacht bei Stadtlohn eine schwere Niederlage zu. |
16.10.1642 | Während der schwersten Einquartierung wurde Greven durch Truppen des Herzogs von Sachsen-Weimar total ausgeplündert und in Brand gesteckt. Noch 1656 war der Turm der Martini-Kirche eine Ruine. |
25.2.1655 | Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen schließt mit den Bürgern seiner Landeshauptstadt Münster auf der Burg Schöneflieth wegen Streitigkeiten um die Autonomie der Stadt gegenüber der fürstbischöflichen Herrschaft den sog. "Schöneflieth'schen Vergleich". Dieser währt allerdings nicht lange und endet 1661 mit der Unterwerfung der Stadt Münster unter die Hoheit des Fürstbischofs. |
1655-1683 | Bei fünf großen Bränden (1655, 1668, 1674, 1679, 1683) werden weite Teile des Dorfes zerstört. |
1676 | Der Blutgang (rote Ruhr), eine gefährliche Seuche, fordert viele Opfer. |
1698 | Eine schwere Missernte hat eine Hungerzeit und hohe Getreidepreise zur Folge. |
1724/25 | Bau des Max-Clemens-Kanals von Münster nach Maxhafen bei Wettringen, veranlasst durch den Kölner Kurfürsten und späteren münsterischen Bischof Clemens August. Ursprünglich war eine Anbindung an das niederländische Wasserstraßennetz geplant. Das ehrgeizige Projekt konnte zwar nie den hohen Erwartungen gerecht werden, hat aber die Emsschifffahrt und damit den Grevener Handel bis Ende des 18. Jahrhunderts stark zurückgedrängt. Der noch heute gut sichtbare Max-Clemens-Kanal durchzieht das Stadtgebiet Grevens im Westen. |
1778 | Der Abbruch des Turms auf der Vorburg verdeutlicht den Verfall der Burg Schöneflieth. Überschwemmungen der Ems trugen dazu ebenso bei wie die Vernachlässigung durch die domherrschaftlichen Pächter. Die Ruine der Burg wurde schließlich 1812 bis auf die Grundmauern abgetragen und zum Teil für Ausbesserungsarbeiten an der Martinikirche verwendet. |
1799 | Der in Münster stationierte preußische General Blücher führt einen Briefwechsel mit den Dorfvorstehern in Greven, die sich über einquartierte Husaren aus Blüchers Truppe beschweren. Die Briefe Blüchers haben sich im Stadtarchiv erhalten und verdeutlichen die angespannte Lage, in der sich der nordwestdeutsche Raum unter dem Eindruck der französischen Revolution 1789 und der nachfolgenden Revolutionskriege befand. |
Aufbruch in die Moderne
Grevens Geschichte vom Reichsdeputationshauptschluss bis zum Ende des ersten Weltkrieges
1802 | Als vertragliche Folge des Friedens von Lunéville zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation vom 9. Februar 1801 wird 1802 das Fürstbistum Münster, zu dem das Kirchspiel Greven jahrhundertelang gehört hatte, aufgelöst. Der Teil des Kirchspiels auf dem linken Emsufer fällt an das neugebildete Fürstentum Rheina-Wolbeck, der Teil rechts der Ems mit dem Dorf fällt unter königlich preußische Landeshoheit. Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 bestätigt diese Gebietsveränderungen endgültig. |
1803 | Die preußische Verwaltung im nun so genannten „Erbfürstentum Münster” teilt Greven dem neuen Kreis Münster zu. |
1806 – 1813 | Während Frankreichs Krieg gegen Preußen rückten im Oktober 1806 erstmals Truppen Napoleons in Greven ein. 1808 kommt Greven an das von Napoleon neu geschaffene Großherzogtum Berg (Emsdépartement, Arrondissement Münster). Das Kirchspiel Greven war eine eigene Municipalität (Verwaltungseinheit) und stellte einen „Maire” (Bürgermeister). 1811 wurde das Emsdépartement und damit auch Greven Teil des Königreichs Frankreich. Das Gebiet des Kirchspiels Greven gehörte nun links der Ems zum „Département de la Lippe” (Hauptstadt Münster, Mairie Emsdetten), rechts der Ems zum „Département de l'Ems supérieure” (Hauptstadt Osnabrück, Mairie Greven). |
1813 | Nach der militärischen Niederlage der Franzosen kommen die Grevener Gebiete unter das preußische „Militärgouvernement zwischen Weser und Rhein” und gehören bis 1816 zum Kreis Tecklenburg. Danach wird Greven dem Landkreis Münster zugeschlagen. |
1815 | Die Provinz Westfalen kommt endgültig wieder zu Preußen. Mit der Wiedervereinigung des links- und rechtsemsischen Grevener Kirchspiels wird der Zustand vor der Franzosenzeit wieder hergestellt. |
1821 | Das neugebildete Amt Greven umfasst die Kirchspiele Greven und Gimbte. |
1844 | Durch die preußische Landgemeindeordnung von 1841 wird das Amt Greven umgestaltet. Es besteht nun aus den Gemeinden Greven-Kirchspiel, Greven-Dorf und Gimbte (siehe Karte). |
1850 | Die Gemeinden Greven-Dorf und Greven-Kirchspiel werden wieder zusammengeschlossen. Somit besteht das Amt Greven fortan aus den beiden Gemeinden Greven und Gimbte (siehe Karte). |
1855 | Beginn der Industrialisierung im Dorf mit der Gründung der Grevener Baumwollspinnerei (GBS), der weitere Textilfabriken folgen. |
1894 | Durch Kabinettsorder vom 14. April wird die Gemeinde Greven dreigeteilt. Vorausgegangen war 1888 ein Antrag durch 39 Bauern, die die Steuerlasten für die Armenkasse des Industriedorfes nicht mittragen wollten. Von nun an bestanden die Gemeinden Greven rechts der Ems, Greven links der Ems, Greven-Dorf und Gimbte innerhalb des Amtes Greven (siehe Karte). |
1892 – 98 | Bau des Dortmund-Ems-Kanals, der 1899 offiziell eröffnet wird. Ein erster Entwurf sah eine Streckenführung in der Nähe des Dorfes Greven vor. Das Interesse der Grevener Kaufleute am Kanal sank jedoch, als die Streckenführung weiter östlich, an Schmedehausen vorbei, beschlossen wurde. |
31.08.1907 | Auf seiner Fahrt von Münster nach Tecklenburg und zurück fährt Kaiser Wilhelm II. zweimal durch Greven. Auf der Rückfahrt ereilt ihn am Kirchplatz eine Reifenpanne. Zur damaligen Zeit war es noch etwas ganz Besonderes, das Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches zu erleben. Entsprechend groß war das Spalier der Grevener Bevölkerung für den Automobil-Korso des Monarchen. |
1916 – 1918 | Planung und Bau eines Munitionsdepots auf dem Reckenfelde in Hembergen. |
1925 – 1926 | Entstehung der Siedlung Reckenfeld durch Umbau der früheren Munitionsschuppen. |
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Greven 1918-1950
Diese Phase der Ortsgeschichte ist wissenschaftlich aufgearbeitet und in überarbeiteter Form im Buchhandel erhältlich.
Autoren: Detlef Dreßler, Hans Galen, Christoph Spieker Titel: Greven 1918 - 1950
2 Bände, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage, Greven 1994, ISBN 3-928372-01-7. 19,50 €
Band I: 454 Seiten, 140 Abbildungen, 28 Grafiken, 8 Tabellen.
Band II: 480 Seiten, 83 Abbildungen, 10 Grafiken, 67 Tabellen, Namens-, Orts- und Sachregister.
Inhalt:
1. Das Amt Greven
2. Das republikanische Greven
3. Das nationalsozialistische Greven
4. Greven im Zweiten Weltkrieg
5. Greven nach dem Krieg
Kommunalwahlen 1933
Die Kommunalwahlen bringen der NSDAP im Amt Greven 12,6 % der Stimmen, in den Gemeinden schwankt ihr Stimmenanteil zwischen 10 % in der Gemeinde Greven-Dorf und 20 % in der Gemeinde Greven links der Ems. In Gimbte und Greven rechts der Ems war die NSDAP nicht vertreten. Mehrheitlich hatten die Wähler verschiedene, vor allem christliche, dem katholischen Zentrum nahestehende Listen gewählt. Bis die Deutsche Gemeindeordnung von 1935 die Gemeinderäte entmachtete und durch Nationalsozialisten ersetzte, hatten die Nationalsozialisten in den Gemeinderäten und der Amtsvertretung jedoch schon durch Kompetenzbeschneidung und Ämterverzicht ihrer Gegner an Einfluss gewonnen.
Sommer 1935
Walter Weyl, ein aus einer jüdischen Familie stammender Katholik, wird von Grevener SS-Mitgliedern gewaltsam durch die Straßen geführt und misshandelt. Daraufhin verlässt er Greven und flieht 1938 in die Niederlande. Nach dem deutschen Einmarsch in die Niederlande wird er 1942 inhaftiert und im Juli in das KZ Auschwitz deportiert und ermordet.
20.03.1939
Durch Verfügung der Kriminalpolizei mussten Sinti und Roma erkennungsdienstlich behandelt werden. Damit wurde in Greven die siebenjährige Margot Krause, die seit 1932 bei einer Pflegefamilie in Greven lebte, endgültig zur Außenseiterin. Schon nach ihrer Einschulung war sie wegen ihrer dunklen Hautfarbe gehänselt worden. Verschlimmert wurde dies, als der NSDAP-Ortsgruppenleiter Ludger Kohlleppel, ein Lehrer, Rektor ihrer Schule wurde. Nachdem ihr Stiefvater sie 1941 aus ihrer Grevener Pflegefamilie abgeholt und nach Frankfurt am Main mitgenommen hatte, wurde sie dort mit ihrer Familie in ein „Zigeunerlager” eingewiesen und 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie Anfang 1944 ums Leben kam.
14.08.1942
Zwei polnische Zwangsarbeiter werden in den Bockholter Bergen zur Abschreckung vor den Augen anderer Zwangsarbeiter erhängt. Einem der beiden wurde verbotener Umgang mit einer deutschen Frau vorgeworfen, worauf nach den damaligen rassistischen Vorschriften die Todesstrafe stand. Während des 2. Weltkrieges arbeiteten in Greven insgesamt mehr als 1700 ausländische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter anfangs in der Landwirtschaft, später auch in Industrie, Handwerk, Handel und Gewerbe.
Eine Gedenkstätte am Wanderparkplatz Bockholter Berger und zwei Stolpersteine auf dem Marktplatz erinnern heute an Franciszek Banaś und Wacław Ceglewski.
01.08.1943
Bischof Clemens August Graf von Galen, nationalkonservative Symbolfigur des katholischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus, besucht Greven und wird von der Bevölkerung begeistert empfangen. Die katholische Kirche war zur damaligen Zeit jedoch von den Nationalsozialisten schon weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurückgedrängt worden. Auch einige Grevener Geistliche wurden verfolgt und in Konzentrationslagern interniert.
08.02.1945
Ein alliierter Luftangriff trifft wegen schlechter Sicht statt des Dortmund-Ems-Kanals vor allem das Grevener Nordviertel. Dieser Angriff tötete 10 und verletzte 16 Personen. Mehr als 100 Gebäude, darunter 3 Industriebetriebe, wurden beschädigt.
Greven nach 1945
1945-1949/50
Räumung des Grevener Nordviertels und der Blöcke A und B in Reckenfeld für zeitweise über 9000 Displaced Persons (DP) durch die Alliierten. Mit dieser Hilfsmaßnahme für Opfer des Nationalsozialismus entstand für mehr als 1000 Grevener Familien große Wohnungsnot. Nach der Verkleinerung des Grevener DP-Lagers ab 1947 lebten viele Grevener und DPs nebeneinander. Kontakte waren jedoch selten und meist oberflächlich. Als das Reckenfelder Lager im Dezember 1949 und das Grevener Lager Anfang 1950 aufgelöst wurden, waren seine Bewohner entweder in ihre Heimatländer (Polen, Sowjetunion u.a.) zurückgebracht worden oder hatten im westlichen Ausland (USA, Kanada, Australien u.a.) eine neue Heimat gefunden. Nur wenige blieben in Deutschland.
Februar 1946
Katastrophales Hochwasser der Ems mit einem Pegelstand von 9,17 m in Greven. Das Dorf westlich des Kirchbergs war davon vollständig betroffen. Diese Wasserhöhe zeigt noch heute eine alte Pegelmarke, die am heutigen Rathaus (an der Seite zum Winninghoffpättken) befestigt ist.
31.12.1949
„Sambaverbot”
Verbot des Sambatanzens durch die Amtsverwaltung, das kurz darauf wegen juristischer Mängel aufgehoben werden musste und mit dem sich die junge Stadt Greven (der Innenminister hatte der Stadtwerdung bereits am 22.11.1949 zugestimmt) der westdeutschen Öffentlichkeit gleich ins Gedächtnis brachte.
22.01.1950
Überreichung der Urkunde über die Stadtrechte an die Gemeinde Greven-Dorf. Die von Stadtdirektor Dr. Drost im August 1949 veröffentlichte Denkschrift zur Frage der Stadtwerdung der Gemeinde Greven-Dorf wurde also sehr schnell akzeptiert und umgesetzt. Die Stadt bekommt auch ihr neues und heute noch gültiges Wappen.
1951-55
Emsregulierung und Eindeichung als Schutz vor Wiederholung einer Hochwasserkatastrophe wie 1946 werden in Angriff genommen. Durch den neuen Emsverlauf gewinnt die Stadt große Flächen, die für eine künftige Bebauung genutzt werden können. Damit hat sich der Verlauf der Ems seit dem 19. Jahrhundert durch verschiedenste Begradigungsmaßnahmen radikal gewandelt.
10.08.1952
Zusammenschluss („Wiedervereinigung”) der Stadt mit den Gemeinden Greven rechts der Ems und Greven links der Ems. Wieder hatte Stadtdirektor Dr. Drost mit einer Denkschrift vom August 1950 die Argumente für diesen Schritt geliefert. Nicht unwichtiges Argument war das geringe Steueraufkommen in den Gemeinden Greven rechts und Greven links der Ems.
15.05.1954
Auflösung des Amtsverbandes, weil er nur noch aus den nach Fläche (8 bzw. 135 qkm) und Einwohnerzahlen (650 bzw. 21000) völlig ungleichen Gemeinden Gimbte und Stadt Greven bestand. Das Amt wurde durch eine Verwaltungsgemeinschaft von Gimbte mit der Stadt Greven ersetzt.
1958
Der erste Teil der Westumgehung zwischen der Schöneflieth-Brücke und der Molkerei-Kreuzung (Nordwalder Straße) wird freigegeben.
01.01.1964
Ein kleiner Teil Reckenfelds, bislang Nordwalde zugehörig, wird nach Greven umgemeindet.
1964
Die Fluglinienverbindung Hannover-Greven-Düsseldorf ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum heutigen International Airport Münster-Osnabrück. 1966 entsteht die „Flughafen Münster/Osnabrück GmbH”, die 1972 den FMO offiziell eröffnet. Die lange Vorgeschichte des Flughafens beginnt in den 1930er Jahren mit einem Segelfluggelände.
1968
Unterzeichnung der Urkunde über die Städtepartnerschaft mit Montargis/Frankreich durch die beiden Bürgermeister Aloys Wähning und Dr. Robert Szigeti für Montargis.
Eröffnung der Autobahn A1 (Hansalinie).
Fertigstellung der Westumgehung, die an der Edeka-Kreuzung auf den Emsdettener Damm trifft. Die beiden Straßen sind fortan die Bundesstraßen 219 bzw. 481.
1973
Einweihung des neuen Rathauses, die eine jahrelange Aufteilung der städtischen Verwaltung auf sechs Gebäude beendet. Mit der Martinuskirche bildet das Rathaus einen markanten Punkt der Grevener „Skyline”.
1975
Die seit 1966 diskutierte Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen führt 1975 zur Auflösung des Landkreises Münster. Greven gehört fortan zum vergrößerten Kreis Steinfurt. Die Verwaltungsgemeinschaft mit Gimbte wird durch Eingemeindung in die Stadt Greven beendet.
1976-88
Mit der Stadtkernsanierung wechselt Grevens Innenstadt endgültig das Gesicht. Aus der Hauptdurchfahrtsstraße wird 1986 eine Fußgängerzone, der Verkehr wird über neue Straßen um das Zentrum geleitet und der Abriß markanter alter Häuser und Neubau moderner Häuser sorgt auch in der Innenstadt für städtisches Flair. Der dörfliche Ursprung läßt sich dennoch weiterhin erahnen. Der fußläufige Bereich in der Innenstadt schafft ein angenehmes Einkaufsklima.
1986
Der Flughafen Münster-Osnabrück (FMO) wird offiziell internationaler Verkehrsflughafen. In den folgenden Jahren steigen die Fluggastzahlen rapide an.
1993-95
Der Bau eines neuen Terminals am Flughafen Münster-Osnabrück ist eine Reaktion auf die Erfolgsbilanz der vergangenen Jahre und markiert eine neue Epoche der Flughafengeschichte.
1995
Wahl des ersten hauptamtlichen Bürgermeisters Rudolf Steingrube (SPD) durch den Rat der Stadt Greven. Damit ist die von der britischen Besatzungsmacht 1946 eingeführte Doppelspitze von ehrenamtlichem Bürgermeister und hauptamtlichem Stadtdirektor als Verwaltungschef Geschichte.
1999
Bei der Kommunalwahl im September entscheidet die Bürgerschaft erstmals direkt über den Bürgermeister. Gewählt wird Egon Koling (CDU).
2000
Die Stadt Greven feiert ihren 50. Stadtgeburtstag. Beteiligt ist eine große Zahl von Vereinen, Verbänden und Bürgern. Die Eröffnung des Ballenlagers als erster großer städtischer Kulturstätte im historischen Ambiente eines Textilindustriegebäudes ist eine Bereicherung für die Stadt.
2001
Die Eröffnung der neuen Abflughalle markiert einen weiteren Abschnitt in der Erfolgsgeschichte des Münster-Osnabrück International Airport.
2007
Der Umbau der Grevener Baumwollspinnerei (GBS) vom 1993 geschlossenen Textilbetrieb zum Kulturzentrum endet mit der Fertigstellung des dritten Bauabschnitts und der offiziellen Eröffnung. Das Kulturzentrum GBS besteht aus dem Ballenlager, der Kulturschmiede, dem Kesselhaus und der Karderie und beherbergt die Musikschule, die Volkshochschule, das Jugendcafé im Kesselhaus, das GSJ in der Karderie, die Lebenshilfe und die Beschäftigungsinitiative in Greven GmbH (BIG).
Geschichte der Ortsteile
Reckenfeld
„Reckenveld” bis Ende des 19. Jahrhunderts
Das „Reckenveld” erhielt seinen Namen vermutlich von dem Hof Reckenvelde im Kirchspiel Emsdetten, der erstmalig 1395 erwähnt wurde. Die Deutung des Namens für diese Wald- und Heidefläche gibt den Hinweis auf einen weit gereckten Waldstreifen: „Recke” bedeutet soviel wie „Reihe, länglicher Waldstreifen”.
Bei dem „Reckenveld” handelte es sich tatsächlich um eine große Wald- und Heidefläche, welche sich zwischen Greven, Emsdetten und Nordwalde erstreckte. Dieses Gebiet war weitgehend unerschlossen, die Waldungen waren zum Roden freigeben. Für die umliegenden Bauerschaften bedeutete es wertvolles Hude- und Weideland. Daher wird hier auch von einer Bauerschaftsmark, von der „gemeinen Mark” oder „Gemeinheit” gesprochen. Markengenossenschaften, in denen sich mehrere Nachbarschaften zusammengeschlossen hatten, regelten die Nutzung der Bauerschaftsmarken. Grundstücke in der gemeinen Mark konnten auch von einzelnen Bauern erworben werden. Ein Beispiel dafür war der Abschluss eines Vertrages zwischen den Bauern von Herbern und Hembergen und dem Schulten tom Dieck aus dem Jahr 1477. Darin erhielt der Schulte die Erlaubnis ein Grundstück in der gemeinen Mark zu erwerben und dieses mit Zäunen und Hecken „zuzuschlagen”, um so seine Ansprüche für die alleinige Nutzung des Grundstückes zu sichern. Nicht immer war eine gütliche Regelung möglich, so dass es häufiger zu Streitigkeiten zwischen den Bauerschaften um die Nutzungsrechte des „Reckenveldes” kam. Belege dafür aus dem 16. Jahrhundert finden sich heute im Staatsarchiv Münster.
Das „Reckenveld” war für die umliegenden Bauerschaften jedoch nicht nur von wirtschaftlicher Bedeutung. Seit Jahrhunderten wurden im „Reckenveld” auf dem „Galgenhügel” Hinrichtungen durchgeführt. In einer Karte von 1597 aus dem Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv Münster sind zwei „Radtstaken” eingezeichnet, eine Form der Zurschaustellung von Hingerichteten. Bei einer dieser Zeichnungen wird es sich um die alte Richtstätte handeln, von der Heinrich Pottmeyer aus Emsdetten in einer Heimatskizze aus dem Jahr 1922 erzählt. Für den Autor war diese Richtstätte ein unheimlicher Ort.
Prägend für das Landschaftsbild war der Bau des Max-Clemens-Kanals in den Jahren 1724/25. Dieser streifte das Reckenfeld und verlief an seinem westlichen Rand. Heute ist der Max-Clemens-Kanal mit den angrenzenden ausgedehnten Wald- und Wanderwegen ein beliebtes Ausflugsziel.
Durch den Teilungsrezeß von 1831 wurde der im Kirchspiel Greven liegende, 4019 Morgen große Teil des Reckenfelds nach Abzug von 190 Morgen Land für Wege und 424 Morgen für zwei Großinteressenten an ca. 120 Interessenten aus den Kirchspielen Greven, Emsdetten und Saerbeck verkauft. Der Grund für die Teilung der früher der Markgemeinschaft gehörenden Gebiete war deren schlechter Zustand durch Verheidung, da die preußische Regierung durch Verkauf an Einzelpersonen auf Aufforstung bzw. Gewinnung neuen Ackerlandes für neue Siedlungsmaßnahmen hoffte. Mit der späteren Entwicklung der Siedlung ist der Bau der Eisenbahnlinie Münster-Rheine im Jahre 1854/55 eng verknüpft. Die Bahnlinie wurde durch den östlichen Teil des Reckenfeldes, parallel zur Rheineschen Landstraße, gebaut. 1894 wurde das Reckenfeld – durch die Teilung der Gemeinde Greven in drei Teile – der Gemeinde Greven links der Ems innerhalb des Amtes Greven zugeordnet. Diese Neuordnung der Gemeindegrenzen betraf das Reckenfeld aber erst nach der Gründung der Siedlung 30 Jahre später, als die siedlungspolitischen Fragen hohe Wellen schlugen – nicht nur im Gemeinderat Greven links der Ems.
Reckenfeld im 20. Jahrhundert
Auf dem Reckenfeld plante das Berliner Kriegsministerium 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, den Bau eines Nahkampfmitteldepots "Hembergen", benannt nach der nahegelegenen Bauerschaft. Durch die Eisenbahnstrecke Münster-Rheine war die infrastrukturelle Voraussetzung für ein solches Vorhaben sehr gut. Der Grundstückspreis war gering, da das Gelände für die landwirtschaftliche Nutzung keine große Bedeutung hatte. Der Militärfiskus übernahm ohne Rücksicht auf Gemeinde- und Amtsgrenzen von den Landwirten aus Greven und Nordwalde das Land. Die Bauern bekamen für ihre Grundstücke nur die Hälfte des Kaufpreises und dieses Geld teilweise auch erst Jahre später. Durch die Inflation im November 1923 blieb ihnen von der gezahlten Entschädigung fast nichts mehr übrig. 1917 wurde das riesige, 130 Hektar große Gelände unter Mithilfe von ausländischen Kriegsgefangenen erschlossen und bebaut.
Aufgeteilt war das gesamte Areal des Lagers in vier einzelne Depots oder Blöcke mit den Bezeichnungen A bis D. Die Bezeichnungen A, B, C, D, die heute noch von vielen Reckenfeldern zur Orientierung genutzt werden, gehen auf die alten Blockbezeichnungen zurück. Erschlossen wurde das Gelände durch ca. 30 km Gleisanlagen. Auf jeweils einer Seite der Gleise wurden insgesamt 208 Lager- oder Munitionsschuppen aus Stein gebaut, zusätzlich mehrere große Verwaltungsgebäude. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und aufgrund der Abrüstungsbestimmungen für das Deutsche Reich sollte das Munitionslager aufgelöst und zerstört werden. Bereits 1919 gab es erste Überlegungen, das Depot für Siedlungszwecke zu nutzen. Dies lehnte die Gemeindevertretung Greven-Dorf ab. Daraufhin wurde das Depot durch verschiedene Firmen wirtschaftlich genutzt. Die Dynamit Aktien-Gesellschaft (vormals Alfred Nobel u. Co) und die zu ihrer Vereinigung gehörenden Gesellschaften lagerte, zerlegte und vernichtete auf dem Gelände des Depots erworbene Munition des deutschen Heeres und der Marine. Die Dimension dieser Arbeiten zeigt ein Aktenvermerk von 1921, wonach täglich 10.000 kg Nitroglycerinpulver durch Verbrennung vernichtet wurden. Zwei Jahre später erwarb die Eisenhandelsgesellschaft Ost GmbH (EHO) mit Sitz in Berlin die gesamte Immobilie einschließlich der Eisenbahnanlagen, Schuppen und Gebäude zu Lagerzwecken. Die Interalliierte Kommission verfügte aufgrund des Versailler Vertrages 1925 den Abbau der Gleise, die Verwaltungsgebäude und Schuppen durften stehen bleiben. Damit verlor das Depot seine Bedeutung als Lager- und Vernichtungsstätte für Munition und Nitroglyzerin.
Die Bestrebungen, das ehemalige Gelände für Siedlungszwecke zu nutzen, die sechs Jahre vorher noch abgelehnt worden waren, wurden nun von der EHO konsequent betrieben. Sie bauten die Munitionsschuppen um und warben um Interessenten für die Siedlung Reckenfeld. Deutsche Familien aus den ehemals zum Deutschen Reich, ab 1918/19 zu Polen gehörenden Gebieten waren die ersten Siedler und fanden hier eine neue Heimat. Sie wurden Optanten genannt, weil sie sich für die deutsche Staatsangehörigkeit entschieden („optiert”) hatten und Polen daraufhin 1925 verlassen mussten. Es folgten Rentner aus dem Ruhrgebiet, die durch die geringen Bodenpreise und mit der Werbung für Reckenfeld als „Gartenstadt” angelockt wurden.
Trotz aller Bemühungen der EHO, der Siedlung eine Infrastruktur zu geben, fehlten Arbeitsmöglichkeiten, Straßen, Elektrizität und Wasserversorgung. Dies verhinderte aber nicht den weiteren Zuzug, 1928 lebten bereits 800 Menschen in Reckenfeld. 1932 musste die Eisenhandelsgesellschaft Ost GmbH Konkurs anmelden. Wie der Historiker Christoph Spieker in der Dokumentation „Greven 1918-1950” schreibt, sind die Hintergründe für den Konkurs ungeklärt. Die eigens für den Erwerb der Besitzungen gegründete „Siedlungsgesellschaft Münsterland” ersteigerte den Grundbesitz mit den darauf stehenden Gebäuden und versuchte die Siedlung „lebensfähig zu machen und zu fördern”.
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Die NSDAP erhielt auch in Reckenfeld ab 1933 mehrheitliche Zustimmung. Bereits Ende Februar/März kam es zu ersten Verhaftungen von KPD-Mitgliedern. Einige von Ihnen wurden später in verschiedene Konzentrationslager eingewiesen. Die Nationalsozialisten richteten eine Gau-Schule, einen Kindergarten der NS-Volkswohlfahrt und ein großes Reichsarbeitsdienstlager ein. Zu kriegsbedingten Zerstörungen kam es in Reckenfeld kaum, nur der Bahnhof wurde bei einem Luftangriff im Februar 1945 teilweise zerstört.
Nach Kriegsende im Mai 1945 wurde in Reckenfeld ein Lager für befreite polnische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene (Displaced Persons, DPs) eingerichtet. Ein Teil der Bevölkerung musste seine Häuser für die DPs räumen. Betroffen von der Räumung waren die Blöcke A und B. Ein ähnliches Schicksal ereilte einen Teil der Grevener Bevölkerung, da im Nordviertel Grevens ebenfalls ein Lager für DPs eingerichtet worden war. Von 1945 bis 1949 bestand das DP-Lager in Reckenfeld, erst danach konnten die Deutschen in ihre Häuser zurück. Erst zu diesem Zeitpunkt war an eine weitere Verbesserung der Infrastruktur zu denken. Die Jahre des DP-Lagers waren zum Teil durch Spannungen zwischen Deutschen und DPs gekennzeichnet, vornehmlich jedoch durch die katastrophale Ernährungslage, die beide Gruppen traf. Die DPs waren nur insofern bevorteilt, als sie von ihren alliierten Betreuern Lebensmittel erhielten, deren Menge aber langfristig nicht für eine genügende Versorgung ausreichte.
Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg
Zwischen 1950 und 1952 erhielten die Straßen in Reckenfeld endlich offiziell Straßennamen. Obwohl Karten aus den 1930er Jahren mit Straßennamen in den Blöcken A bis D existieren, besaßen diese keine rechtliche Gültigkeit, daher tauchen diese Straßennamen in den Einwohnerbüchern von 1935 und 1940 auch noch nicht auf. Bis 1952 orientierten sich die Reckenfelder also nach den alten Blockbezeichnungen A bis D des Munitionsdepots. Die Häuser waren nummeriert, so dass Post die Einwohner z.B. unter der Adresse „A 11" oder ähnlich erreichte.
Die Siedlung Reckenfeld gehörte verwaltungsmäßig bis 1952 zur Gemeinde Greven links der Ems, die sich in jenem Jahr ebenso wie die Gemeinde Greven rechts der Ems der Stadt Greven anschloss. Doch dies war zuvor heftig umstritten gewesen. Es kam zu heftigen Diskussionen über die Zukunft der Siedlung zwischen den Reckenfelder Vertretern in der Gemeindeversammlung Greven links der Ems. Einige setzten sich für eine Orientierung nach Emsdetten ein, während andere das Argument vorbrachten, dass 700 Reckenfelder in Greven arbeiten würden und Emsdetten nicht in der Lage sei, diese Arbeitskräfte aufzunehmen. Es wurde schließlich vom Gemeinderat in Greven links der Ems einstimmig für die Aufhebung der Gemeindegrenzen gestimmt und somit auch die Siedlung Reckenfeld ein Stadtteil von Greven.
Eine Ausnahme bildete der nordwestliche Teil des Blocks B, der auf dem Gebiet der Gemeinde Nordwalde lag, da man sich bei der Einrichtung des Munitionslagers im Jahr 1916 nicht um Gemeindegrenzen gekümmert hatte. 1928 tauchte die Frage der Grenzregulierung erstmalig durch die beginnende Besiedlung des Ortsteiles B auf. Damals lehnte die zuständige Gemeindevertretung eine Umgemeindung ab. Über Jahrzehnte änderte sich an der Situation nichts. Die Schulkinder dieses Teils von Reckenfeld waren Gastschulkinder in den Reckenfelder Schulen, gewählt wurde für die Gemeinde Nordwalde, es bestand eine eigene Müllabfuhr und die Gemeindeverwaltung Nordwalde hielt dort wöchentlich einen Sprechtag ab.
Erst 1961 machten die betroffenen Bürger des Nordwalder Teils von Reckenfeld durch einen Brief an den Regierungspräsidenten auf die unhaltbare Situation aufmerksam. Eine Unterschriftensammlung für einen Antrag zur Umgemeindung des Nordwalder Teils von Reckenfeld und das Bemühen der Grevener Stadtverwaltung um eine Einigung mit der Gemeinde Nordwalde forcierte die Angelegenheit. Am 1.1.1964 trat das vom nordrhein-westfälischen Landtag beschlossene „Gesetz zur Änderung der Gemeindegrenze zwischen Nordwalde, Landkreis Steinfurt und der Stadt Greven, Landkreis Münster” in Kraft. 59 Familien mit 195 Personen wurden Bürger der Stadt Greven. Einen kleinen Nachteil hatte diese Eingemeindung jedoch für die Hausbesitzer, denn die Haus- und Grundsteuer in Greven war um 25 DM höher als die der Gemeinde Nordwalde. Die Zahl der Einwohner stieg in Reckenfeld ständig. Im Ortsteil D wohnten die meisten Reckenfelder, die meisten Anwohner hatte die Grevener Straße.
Ende der 50er Jahre lebten insgesamt 3500 Menschen in Reckenfeld. Von den 1300 Berufstätigen arbeitete ein Drittel im Ortsteil. Nach den vergeblichen Versuchen vor dem Zweiten Weltkrieg, Arbeitsmöglichkeiten in Reckenfeld zu schaffen, hatten sich dort verschiedene Firmen in den Nachkriegsjahren niedergelassen. Hervorzuheben ist die Firma „Luxonia-Werke R. Lück KG”, die bis zu 450 Mitarbeiter beschäftigte. Als dieser Arbeitgeber 1974 Konkurs anmelden musste, verloren 147 Reckenfelder von den 241 betroffenen Beschäftigten ihren Arbeitsplatz. Im gleichen Jahr nahm die amerikanische Waschmittelfirma Procter und Gamble ihren Betrieb nach 2jähriger Bauzeit auf. Dieser wurde einige Jahre später von der Firma Luhns übernommen und weitergeführt. Als Anfang der 70er Jahre das Gewerbegebiet an der Emsdettener Straße entstand, siedelten verschiedene Firmen dorthin um. Neuansiedlungen der Unternehmen Fricke, RBJ Billermann und Hohnhorst folgten. Ein weitaus größeres Industriegebiet im Norden wurde in den 90er Jahren u. a. von der Deutschen Post genutzt und neben einem großen Frachtpostzentrum auch ein Brieflogistikzentrum eingerichtet, das heute vielen Reckenfeldern und Grevenern Arbeitsmöglichkeiten bietet.
Für die Infrastrukur einschneidend war sicherlich der Anschluss an die zentrale Versorgung des Grevener Wasserwerkes im Jahr 1969 sowie die Bebauung am Kirchplatz als Einkaufszentrum. Eine weitere entscheidende Verbesserung stellte der Bau der heutigen Emsdettener Straße im Jahr 1978 dar, durch die endlich eine direkte Verbindung nach Greven geschaffen wurde. Neue Baugebiete wurden ausgewiesen, 1960 wurde der Anfang mit dem Gebiet zwischen den Blöcken C und D gemacht, 1975 wurde das Gebiet am Grünen Grund als Bauland ausgewiesen. Zehn Jahre später entstand das Gebiet zwischen Kirch- und Jägerweg. In den letzten Jahren kam noch das Baugebiet Wittler Damm hinzu, so dass die ursprüngliche Bebauung der Blöcke sich mit den neuen Baugebieten immer mehr zu einem einheitlichen Siedlungsgebiet entwickelt.
Gimbte
Erste Spuren Gimbtes und die Nähe zur Ems
Neben Funden aus der Steinzeit rund um das Dorf Gimbte gilt als sicher, dass die Ursprünge der heutigen Siedlung ebenso wie in Greven in das Frühmittelalter (8./9. Jahrhundert) zurückreichen. Aus zwei Hofgruppen (Drubbeln) auf Bodenerhebungen im Tal zwischen Ems und Aa entstand allmählich das Dorf. Als Haupthof ist der Hof Schulze Bisping zu nennen, der 1040 vom damaligen Bischof von Münster, Herimann I., dem Münsterischen Überwasserstift geschenkt wurde. Die etwa zur gleichen Zeit gegründete St. Johnnes-Kirche ist eine Tochterpfarre der Grevener St. Martinuspfarre und bekam ihr Pfarrgebiet von ihrer Muttergemeinde. Die älteste Namensform Gimbtes als „Gimmethe” deutet sehr wahrscheinlich auf die Bedeutung „Grasland am Rande des Flusses (Ems)” hin.
Die Lage direkt an der Ems prägte auch Gimbte sehr. Das Dorf war Hochwassern sehr häufig ausgesetzt, so dass schon 1830 ein Emsdurchstich helfen musste, um ein Versinken einiger Häuser zu verhindern. Die St. Johannes-Kirche wurde sogar so stark beschädigt, dass 1836 bis auf den Turm ein Neubau erfolgen musste. Eine Fähre über die Ems ist urkundlich 1341 zum erstenmal erwähnt. Sie stellte bis 1939 eine wichtige Verbindung zur Bauerschaft Bockholt dar, seit 1950 ist diese durch den Bau einer Brücke vereinfacht.
Gimbte 1802 bis 1975
Bis zur Auflösung des Fürstbistums Münster 1802 gehörte das Kirchspiel Gimbte ebenso wie das Kirchspiel Greven zum Amt Wolbeck. Aber erst seit 1808 existiert eine Gemeindevertretung im modernen Sinn, die auf Reformen der zwischen 1806 und 1813 in Westfalen herrschenden Franzosen zurückgeht. Damals gehörte Gimbte zur Mairie (Bürgermeisterei) St. Mauritz und kam 1821 zum Amt Greven. Seit der Landgemeindeordnung von 1841 war Gimbte eine Gemeinde innerhalb des Amtes Greven, die einen Gemeindevorsteher und einen Gemeinderat von 12 Personen wählen durfte. Bei nur 15 Wahlberechtigten saß fast jeder von Ihnen dauerhaft im Gemeinderat!
Mit der Auflösung des Amtes Greven 1954 änderte sich die Verwaltungsstruktur. Die Gemeinde Gimbte ging mit der Stadt Greven eine Verwaltungsgemeinschaft ein. Bis zur Eingemeindung Gimbtes in die Stadt Greven im Zuge der kommunalen Neuordnung 1975 dauerte die Selbständigkeit des Dorfes.
Gimbte heute
Heute zählt Gimbte etwa 880 Einwohner. Doch trotz der Ausweisung neuer Baugebiete in den letzten Jahren hat sich Gimbte einen ganz besonderen Charme erhalten. In Broschüren wird Gimbte zu Recht immer wieder als die pittoreske Seite Grevens beschrieben. Dafür sorgen nicht nur die zahlreichen Gastronomiebetriebe, das wunderschöne Ortsbild und die herrliche Landschaft, sondern auch die Einwohner mit ihrer Gastfreundlichkeit. Ein Anziehungspunkt ist auch der Kunsthandwerkermarkt, der weit über die Grenzen Grevens hinaus bekannt ist und alljährlich Tausende Besucher anlockt.
Schmedehausen
Von bronzezeitlichen Funden und was es mit dem „Glanedorf” auf sich hat
Die Umgebung Schmedehausens ist reich an bronzezeitlichen Funden, die etwa bis 1200 v. Chr. zurückreichen. Funde aus der römischen Kaiserzeit scheinen zu belegen, dass diese Gegend durchgängig besiedelt war, bis erste schriftliche Nachrichten auftauchen. Diese stammen aus der Sachsenzeit (ca. 950), als der Hof „Jecmari” in der Bauerschaft „Smithehuson” (Schulze Jochmaring in Schmedehausen) zum Amtshof des Klosters Freckenhorst wurde. Er hatte die Aufgabe, Abgaben von den zum Kloster gehörenden Höfen im Gebiet zwischen Ibbenbüren und Greven zu erheben. Schon damals gab es also mehrere zusammengehörige Bauernhöfe mit einer gemeinsamen Ortsbezeichnung. Diese Höfe waren in der fränkischen Zeit (8./9. Jahrhundert) durch Rodungen entstanden.
Hauptachse der zur Bauerschaft gehörenden Höfe ist der Wasserlauf der Glane, der in diesem Bereich heute als Eltingmühlenbach bezeichnet wird. Daher wird Schmedehausen noch heute liebevoll als „Glanedorf” bezeichnet, obwohl es weder an der Glane liegt noch ein Dorf ist.
Eine alte Schmiede als Namensgeberin, die Zollstation „Haus Eltingmühle” und woher die „Kroner Heide” ihren Namen hat
In der alten Bezeichnung „Smithehuson” ist der Hinweis auf eine Schmiede enthalten, die an der alten Osnabrücker Landstraße gelegen haben muss. Diese Fernstraße durchzog die Bauerschaft und war die wichtigste Handelsverbindung zwischen Münster und Osnabrück. Sie verlief auf dem heutigen Postdamm und der Schmedehausener Straße. Etwa um 1200 wurde Schmedehausen Grenzland zwischen dem Fürstbistum Münster und der Grafschaft Tecklenburg. Eine fürstbischöfliche Zollstation entstand daher in dem Gebäude, in dem später der Gasthof „Haus Eltingmühle” eingerichtet wurde. Der Gasthof existiert noch heute. Von großer Bedeutung war damals der Gasthof „Landskrone” am Postdamm, dessen Wappen eine Krone zeigte. Die Bezeichnung „Kroner Heide” für das Gebiet zwischen Greven und Schmedehausen zeugt noch heute davon.
Der Dreißigjährige Krieg und das preußische Westfalen
Im Dreißigjährigen Krieg 1618-1648 blieb Schmedehausen nicht von Plünderungen verschont, da die Landstraße oft von durchziehenden Truppen benutzt wurde. Aber ebenso wurde diese Straße seit 1643 die Verbindungsachse zwischen den verhandelnden Parteien in Münster und Osnabrück. 1648 beendeten diese Verhandlungen den Krieg mit dem Westfälischen Frieden. Nachdem die Nachbargrafschaft Tecklenburg 1707 preußisch geworden war, überschritt der preußische General Blücher mit seinen Truppen 1802 bei Schmedehausen diese Grenze und besetzte den östlichen Teil des Fürstbistums Münster. Dies war der Auftakt für die seit 1815 endgültige Zugehörigkeit Westfalens zu Preußen.
Von der eigenen Kirche, dem Dortmund-Ems-Kanal und der Tausend-Jahr-Feier 1953
Eine einschneidende Veränderung der Bauerschaft stellte der Kirchenbau „Zu den Hl. Schutzengeln” in den Jahren 1859 – 1860 dar. Vorausgegangen waren jahrelange Initiativen der Schmedehausener Bauern, denen der Kirchweg nach Greven zu weit war. Zuerst wurde nur eine turmlose Kapelle errichtet, der Turm erst 1910 angefügt. Eine weitere große Veränderung der Bauerschaft ergab sich durch den Bau des Dortmund-Ems-Kanals in den Jahren 1892 – 99. Trotz dreier neuer Brücken war eine Zweiteilung der Bauerschaft die Folge. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Dortmund-Ems-Kanal zwischen Ladbergen und Hüttrup mehrfach Ziel starker Luftangriffe, unter denen Schmedehausen ebenfalls zu leiden hatte.
Ein herausragendes Ereignis der Bauerschaft war die 1000-Jahr-Feier 1953. Der Heimatverein Schmedehausen hatte als Höhepunkt einen Festumzug organisiert, bei dem sich 33 Gruppen in historischen Kostümen aus der 1000-jährigen Geschichte den 14.000 Besuchern präsentierten.
Greven als Stadt
Stadtwerdung Grevens
Vom "größten Dorf im Münsterland" zur jungen Stadt: Grevens Versuche der Stadtwerdung von der französischen Herrschaft Anfang des 19. Jahrhunderts bis zum Jahr 1950.
Greven 1802 bis 1821
Nach der Auflösung des münsterischen Hochstiftes 1802 kam der linksemsische Teil des Kirchspiels Greven zum neuen Fürstentum Rheina-Wolbeck des Herzogs von Looz-Corswarem, der rechtsemsische Teil mit dem Dorf wurde preußisch. Ab 1806 stand Greven unter französischer Herrschaft, ab 1810/11 wiederum an der Emslinie geteilt in zwei Verwaltungsteile. Damit endeten erste Überlegungen, Greven eventuell Stadtrecht einzuräumen, die 1803 im preußischen Erbfürstentum Münster angestellt und mit der Bedeutung des Dorfes Greven begründet worden waren.
Mit dem Abzug der französischen Truppen wurde Greven 1814 wieder preußisch. Im folgenden Jahr wurde das alte Kirchspiel Greven durch eine Verfügung wieder vereinigt, bestand jedoch nur noch bis 1821, als das neue Amt Greven eingerichtet wurde, in dem die Kirchspiele Greven und Gimbte mit den zugehörigen Bauerschaften zusammengefasst wurden. Damit war ein Verwaltungsgebiet eingerichtet worden, das mit wenigen Ausnahmen dem Gebiet der heutigen Stadt Greven gleicht.
1822 bis 1850
Ein auf dem Weg zur Stadtwerdung bemerkenswertes Ereignis datiert aus dem Jahr 1822, als der Grevener Johann Christoph Biederlack an den Vorbesprechungen zur Schaffung des Westfälischen Landtages in Berlin teilnahm. Er genoss großes Vertrauen in Westfalen und wurde als einer von 18 Vertrauensmännern der Provinz Westfalen bestimmt. Neben der schon angedeuteten Bedeutung des Dorfes dürfte seine Persönlichkeit den Ausschlag gegeben haben, dass Greven während dieser Gespräche zur Erhebung in den Rang einer Stadt vorgeschlagen wurde. Nach der Ständeordnung wäre Biederlack somit nicht Abgeordneter für den Stand der Landgemeinden geworden, wie es 1826 tatsächlich geschah, sondern Abgeordneter für den dritten Stand der Städte. Biederlack lehnte das Stadtrecht für das Dorf jedoch ab, weil er erhöhte Verwaltungskosten und eine Beeinträchtigung der Beziehungen des Dorfes zu den übrigen Gebieten des Kirchspiels befürchtete.
Die Bedeutung, die Greven damals hatte, überragte zahlreiche mit alten Stadtrechten privilegierte kleine Orte. Daher sollte jenen das Recht, Vertreter in den Landtag zu schicken, verweigert werden. Nur vier bedeutende nicht städtische Orte sollten an deren Stelle als landtagsfähige Orte benannt werden. Die Namen dieser Orte sind nicht überliefert, doch nach Quellenlage und Bedeutung kann als sicher gelten, dass Greven zu diesen gehören sollte. Nicht umsonst galt Greven als das größte Dorf im Münsterland. Die preußische Landgemeindeordnung von 1841, an die man sich in Greven nicht sofort hielt, brachte 1843/44 die Trennung des Dorfes als eigene Gemeinde vom Kirchspiel, so dass der Amtsverband nun aus drei Gemeinden bestand: Gimbte, Kirchspiel und Dorf Greven. Erst 1850 wurde auf Wunsch der beiden Gemeinden Greven-Dorf und Greven-Kirchspiel ihre Wiedervereinigung beantragt und von der Regierung in Münster genehmigt.
1855 bis 1896
Der Beginn der Industrialisierung in Greven mit der Gründung der Grevener Baumwoll-Spinnerei 1855 und dem Bau der Eisenbahnlinie Münster-Rheine 1856 veränderte die Struktur des Dorfes sehr rasch. Bis 1888 waren vier Spinnereien in Betrieb, eine fünfte war 1887 schon wieder geschlossen worden. Die wirtschaftliche Entwicklung verlief auch in den folgenden Jahren rasant, doch schon 1888 führte die unterschiedliche Entwicklung von Dorf und Bauerschaften zu einer Eingabe von 39 Bauern an den Landrat. Darin heißt es:
"Die ergebenst unterzeichneten Eingesessenen der Landgemeinde Greven bitten Euer Hochwohlgeboren auf Grund der NN. 6 und 7 der Landgemeinde-Ordnung für die Provinz Westfalen vom 19. März 1856 die einzelnen Bauerschaften von dem Orte Greven zu trennen und, nachdem etwa der Ort Greven mit einem entsprechenden Umkreise zu einer besonderen Gemeinde ausgelegt und etwa gleich Telgte Städte-Rechte erhalten, von dem verbleibenden Theile der jetzigen Gemeinde Greven zwei Gemeinden bilden zu lassen und zwar rechts und links der Ems. Sowohl der Ort Greven, wie die alsdann neuen beiden Gemeinden werden sämmtlich nach der Trennung so leistungsfähig sein, daß sie gut eine eigene Gemeindeverwaltung zu führen im Stande sind."
Als Begründung wurden u.a. die Verstädterung des Dorfes und die Erhöhung der Ausgaben für die Armenkasse angegeben, in die die Bauern über die Gemeinde zwar einzahlen müssten, von der sie jedoch nicht profitieren würden. Auch wurden der bevorzugte Bau einer Emsbrücke im Sinne der Fabrikanten und die Vernachlässigung des Wegebaus in den Bauerschaften angeführt. Den Schlusspunkt langer Verhandlungen bildete schließlich die Dreiteilung der Gemeinde Greven in die selbständigen Gemeinden Greven-Dorf, Greven rechts der Ems und Greven links der Ems durch die Königliche Kabinettsorder vom 14. April 1894. Aus der 1888 vorgeschlagenen Stadtwerdung des Dorfes wurde jedoch nichts. Ein Antrag des Amtes Greven von 1896 auf Einführung der modifizierten Städteordnung in der Gemeinde Greven-Dorf wurde wiederum u.a. mit der industriellen Entwicklung und der Bevölkerungszunahme begründet. Er verlief jedoch offenbar im Sande, nachdem der Kreisausschuss des Landkreises Münster die Entscheidung von der Klärung nicht näher bekannter vermögenswirtschaftlicher Auseinandersetzungen zwischen den drei Grevener Gemeinden abhängig gemacht hatte.
1929 bis 1938
Schließlich wurde 1929 von Amtsbürgermeister Hueske vorgeschlagen, alle vier Gemeinden im Amt, also Greven-Dorf, Greven rechts und links der Ems sowie Gimbte zusammenzuschließen. Der Landrat des Landkreises Münster hielt dieses Ansinnen nur im Fall breiter Zustimmung durch die Bevölkerung für unterstützenswert. Diese scheint nicht vorgelegen zu haben. Jedenfalls blieb die Verwaltungsstruktur im Amt unverändert, auch die als Alternative vorgesehene Erweiterung der Gemeinde Greven-Dorf kam nicht zustande. Von der Stadtwerdung war in diesem Zusammenhang nicht mehr die Rede. Davon sprach erst der nationalsozialistische Bürgermeister Coppenrath im Mai 1934 wieder. Die Gemeindeältesten stimmten dieser Idee jedoch nur unter der Bedingung zu, dass die Gemeinde Greven-Dorf auch als Stadt im Amt Greven bleibe. Doch auch dieser Versuch blieb folgenlos. Wie sehr sich manche Grevener inzwischen als Städter fühlten, zeigt ein Leserbrief von 1936, in dem Stadtrecht für Greven gefordert wurde. Im folgenden Jahr wurde die Stadtwerdung wiederum aufgegriffen, doch wegen mangelnder Unterstützung durch die Bevölkerung wieder fallen gelassen. Offenbar zeigte auch die NSDAP nicht die nötige Unterstützung für diesen Plan.
In Emsdetten wurde hingegen 1938 die Verleihung der Stadtrechte erreicht und mit großem Volksfest gefeiert. Während des Zweiten Weltkrieges wurde durch den Reichsinnenminister angeordnet, dass Umgemeindungen zu unterbleiben hätten, diese seien in der Kriegssituation "bedeutungslos". Grundsätzlich ähnlich ablehnend dürften Fragen der Stadtrechte beurteilt worden sein. Aus Greven sind aber auch keine weiteren Versuche bekannt geworden.
Greven unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg
Als die britische Militärregierung nach Kriegsende 1945 begann, demokratische Gremien wieder ins Leben zu rufen, die provisorisch bis zu ersten Wahlen amtieren sollten, beteiligte sie alle demokratischen Parteien. Sie stellte jedoch für Gemeinden unterschiedlich besetzte Räte auf, je nachdem, ob es sich um Landgemeinden oder Städte handelte. Kurios ist die Vorgehensweise des britischen Kreis Resident Officer Major Moon, der mit Vertretern der politischen Parteien des Landkreises Münster aushandelte, welche Gemeinden als Städte anzusehen seien. Er ging von der Bevölkerungszahl aus und erklärte u.a. die Gemeinde Greven-Dorf kurzerhand zur Stadt. Rechtsverbindlichen Charakter hatte dies zwar nicht. Es berechtigte jedoch die KPD und FDP zur Bestimmung von einem bzw. zwei Ratsmitgliedern. Auch sollte eine Frau in einer "städtischen" Ratsvertretung mitwirken. Praktische Auswirkungen hatte dies in Greven aber nicht. Die FDP gab es damals noch nicht und die vorab ernannten Räte, die mehrheitlich der CDU angehörten und ausnahmslos Männer waren, wurden auf Antrag bei den Briten bestätigt. So entsprach die tatsächliche Sitzverteilung eher derjenigen, die den Briten für Landgemeinden vorschwebte.
Greven wird Stadt
Der nächste ernsthafte Versuch zur Stadtwerdung wurde von dem erst ein halbes Jahr zuvor vom Amt Greven ernannten Amtsdirektor Dr. Drost eingeleitet. In einer Denkschrift von Ende August 1949 hielt er es für "erwägenswert, ob die verwaltungsmässig übliche Bezeichnung "Landgemeinde Greven" oder "Greven-Dorf" der weiteren Entwicklung der Gemeinde noch förderlich ist. Die Bezeichnung "Stadt" gibt nach der Deutschen Gemeindeordnung vom 30.1.1935 bzw. 1.4.1946 zwar keine bemerkenswerte rechtliche Besserstellung gegenüber einer Landgemeinde. Hervorgehoben muss aber werden, dass bis zur verfassungsrechtlichen Reform im Jahre 1935 das Land Preussen stets strenge zwischen Städten und Landgemeinden unterschieden hat und die Städte sich gewisser Vorrechte erfreuten. Städte waren z.B. auf den alten Provinziallandtagen unmittelbar vertreten. Zu bedenken ist, ob Greven als Landgemeinde nicht eines Tages in nicht abzusehender künftigen Entwicklung des gemeindlichen Verfassungsrechtes benachteiligt wird. Eine stärkere Steuerbelastung der Gemeinde bzw. der Einwohner ist ausgeschlossen, da sich durch die Bezeichnung "Stadt" rechtlich nichts ändert. Die Verwaltung hält es für ihre Pflicht, auf diese Zusammenhänge hinzuweisen. Die Landgemeinde Greven besitzt städtischen Charakter, sodass es möglich wäre, bei der Landesregierung Nordrhein-Westfalen die Verleihung der Bezeichnung "Stadt" zu beantragen."
An der Amtszugehörigkeit einer künftig mit Stadtrechten ausgezeichneten Gemeinde wollte auch Dr. Drost nicht rütteln. Er empfahl der Gemeindevertretung den Antrag auf Verleihung der Bezeichnung "Stadt" bei der Landesregierung NRW zu stellen. Damit war ein Stein ins Rollen gebracht. Am 15. September 1949 beschloss die Gemeindevertretung Greven-Dorf einstimmig, diesen Antrag zu stellen, nachdem auch eine Umfrage unter vielen Grevener Persönlichkeiten breite Zustimmung zu dieser Idee hervorgerufen hatte. Von der Antragstellung am 8. Oktober bis zur Zustimmung durch den Innenminister des Landes NRW, Dr. Menzel, vergingen nur wenige Wochen. Die Antragsbegründung war offenbar so stichhaltig, dass nach dem obligatorischen Besuch eines Vertreters des Innenministeriums am 10. November genügend Erkenntnisse vorlagen, um die Stadtrechte zu bekommen. Eine Woche später lag die Zustimmung des Kreisausschusses des Landkreises Münster vor. Von dort brauchte der Antrag weniger als eine Woche, um über den Regierungspräsidenten in Münster zur Landesregierung nach Düsseldorf geleitet und dort am 22. November 1949 vom Innenminister unterschrieben zu werden.
Entgegen dem Wunsch, die Feier der Stadtwerdung erst nach Auflösung des DP-Lagers im Grevener Nordviertel zu begehen, bestand der Regierungspräsident auf einer raschen Abwicklung. So wurde die feierliche Überreichung der Urkunde auf den 22. Januar 1950 festgesetzt. An diesem Tag kam die 1803 mit ersten Überlegungen zur Stadtwerdung begonnene Entwicklung zu einem ersten Abschluß. Denn die Erweiterung des Stadtgebietes durch Zusammenschluß mit den Gemeinden Greven rechts der Ems und links der Ems 1952 sowie die Auflösung des Amtes Greven 1954 gehört zu den Nachwirkungen der Stadtwerdung.
Grevens Bürgermeister seit 1945
Paul Braschoß (1885 - 1954)
Amtsbürgermeister 1.4.1945 - 13.8.1945
Nachdem am 31. März 1945 britische und kanadische Truppen in Greven einmarschiert waren, war die Einsetzung eines neuen Bürgermeisters eine der ersten Aufgaben der britischen Militärverwaltung. Schon am 1. April 1945 wurde der nationalsozialistische Amtsbürgermeister Wilhelm Vorndamme seines Amtes enthoben und durch den gebürtigen Kölner Paul Braschoß ersetzt. Braschoß war während des Zweiten Weltkrieges Oberregierungsrat bei der Regierung Münster gewesen und hatte Evakuierungsmaßnahmen organisiert. Seit 1942 hatte er seinen Wohnsitz in Greven. Am 13.8.1945 wurde er wegen seiner beruflichen Vorgeschichte als Bürgermeister entlassen und musste das Entnazifizierungsverfahren durchlaufen, bei dem er nach einem Berufungsverfahren in die Kategorie V, Entlastete, eingestuft wurde. 1950 wurde er Verwaltungsgerichtsdirektor in Minden, wo er am 30.6.1954 starb.
Braschoß war ein typischer Bürgermeister der Übergangsphase direkt nach Kriegsende, ein Ausführungsorgan der britischen Militärverwaltung, der mithalf, dass die Verwaltung bruchlos ihre Arbeit tun konnte. Das wichtigste Ziel war zunächst die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung sowie die Organisation der grundlegendsten Infrastruktur, vor allem Versorgung mit Nahrungsmitteln und Gütern aller Art. Erst nach der Amts- und Gemeinderatswahl vom 15. September 1946 gab es mit Anton Minnebusch wieder einen demokratisch legitimierten Bürgermeister.
Johannes Berlage (1883 - 1967)
Amtsbürgermeister 13.8.1945 - 5.3.1946,
Bürgermeister der Gemeinde Greven-Dorf 3.12.1945 - 29.4.1946 und
Amtsdirektor 16.2.1946 - 31.12.1948
Als Nachfolger von Paul Braschoß wurde Johannes Berlage am 13.8.1945 zum Amtsbürgermeister ernannt. Berlage, geboren am 25.6.1883 im emsländischen Lengerich, war Jurist und 15 Jahre lang, von November 1919 bis 1934, Bürgermeister in Emsdetten gewesen, bevor ihn die Nationalsozialisten seines Amtes enthoben. Nach Kriegsende 1945 kam ihm dieser Nachweis seiner demokratischen Gesinnung wieder zugute. Im Dezember 1945 wurde er von der britischen Militärregierung auch zum Bürgermeister der Gemeinde Greven-Dorf ernannt. Vor die Wahl zwischen den Posten als Amtsbürgermeister und Amtsdirektor gestellt, entschied er sich für den Posten des Amtsdirektors und in einem Schreiben der Militärregierung vom 16.2.1946 wurde er erstmals als solcher angesprochen. Darin wurde er angewiesen, schnellstmöglich einen neuen Amtsbürgermeister wählen zu lassen. In der Sitzung des Amtsrates am 5.3.1946 trat er den Amtsbürgermeisterposten an Anton Minnebusch ab.
Der Posten des Amtsdirektors war von der britischen Militärregierung neu geschaffen worden und orientierte sich am britischen Modell der Kommunalverwaltung. Darin leitet der ehrenamtliche Bürgermeister das demokratisch legitimierte politische Gremium des Rates und der Amts- bzw. Stadtdirektor die Verwaltung, die als Werkzeug des Rates dient. Mindestens bis Anfang Februar, wahrscheinlich sogar bis zum April 1946 blieb Berlage noch Gemeindebürgermeister in Greven-Dorf. Auch in diesem Amt folgte ihm Minnebusch. Amtsdirektor blieb er sogar über seine Zurruhesetzung Mitte 1948 hinaus bis zum Jahresende. Erst Mitte Februar 1949 war mit Dr. Leo Drost ein Nachfolger gefunden. Berlage starb am 12.10.1967 in Greven.
Anton Minnebusch (1894 - 1959)
Amtsbürgermeister 5.3.1946 - 15.5.1954,
Bürgermeister der Gemeinde Greven-Dorf 29.4.1946 - 22.1.1950,
Bürgermeister der Stadt Greven 22.1.1950 - 23.1.1959
Der gebürtige Grevener Anton Minnebusch konnte nach einer Kriegsverletzung aus dem 1. Weltkrieg seinen erlernten Beruf des Webers nicht mehr ausüben und war als Kaufmann selbständig. Erst nach dem 2. Weltkrieg begann seine politische Karriere mit der Ernennung zum Mitglied der Gemeindevertretung Greven-Dorf im Dezember 1945. Vorgeschlagen für den Posten des Ersten Beigeordneten, wurde er jedoch am 5.3.1946 zum Amtsbürgermeister und im April 1946 auch zum Bürgermeister der Gemeinde Greven-Dorf gewählt, damals jedoch noch von den ernannten, nicht gewählten Amts- und Gemeinderäten. Erst nach der Amts- und Gemeinderatswahl vom 15.9.1946 war er ein demokratisch legitimierter Bürgermeister. In seiner Eigenschaft als Bürgermeister der Gemeinde Greven-Dorf wurde Minnebusch, Mitbegründer der CDU in Greven, mit der Stadtwerdung 1950 Bürgermeister der Stadt Greven, blieb aber bis zur Auflösung des Amtes Greven am 14.5.1954 auch weiter Amtsbürgermeister.
In seine Amtszeiten fielen die wohl einschneidendsten Veränderungen in der Entwicklung Grevens, das innerhalb von 13 Jahren von einer dörflichen zu einer städtischen Siedlungsstruktur reifte. Großes Ansehen erwarb er sich durch die von ihm seit 1946 geforderte Auflösung der DP-Lager in Greven und Reckenfeld, die nach heutigem Wissensstand jedoch nicht auf seine Interventionen zurückgeführt werden kann. Vor allem die Förderung von Schulneubauten, Sportstätten und des sozialen Wohnungsbaus lagen Minnebusch sehr am Herzen. Die Minnebusch-Siedlung trägt nicht umsonst seinen Namen. Am 23.1.1959 erlag Anton Minnebusch überraschend einem schweren Herzanfall. Sein Motto "Nich soviell küern, mähr müern", das er in seiner Amtszeit vorlebte, ist vielen Menschen in Erinnerung geblieben.
Aloys Wähning (1914 - 1995)
Bürgermeister der Stadt Greven 12.3.1959 - 15.10.1979 und
Ehrenbürger seit dem 7.8.1979
Der spätere Ehrenbürger der Stadt Greven wurde am 20.6.1914 in Sprakel geboren, wo sein Vater als Lehrer arbeitete. Aloys Wähning besuchte die Rektoratschule in Greven und anschließend das Gymnasium Paulinum in Münster, wo er 1935 das Abiturzeugnis erhielt. Nach seiner Zeit beim Reichsarbeitsdienst und bei der Wehrmacht folgte ab 1937 die Lehrerausbildung in Dortmund. Direkt mit Kriegsbeginn 1939 wurde er zur Wehrmacht einberufen und kehrte erst im Oktober 1953 aus der Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion nach Greven zurück. Bei seiner Rückkehr - er war einer der spät aus der Kriegsgefangenschaft Entlassenen - wurde er auf dem Marktplatz von mehreren Hundert Grevenern empfangen. An der Martinischule konnte Wähning dann den Lehrerberuf ausüben. Bereits 1956 wurde er Vorsitzender der CDU-Ortsunion (bis 1968) und Ratsmitglied. Als Fraktionsvorsitzender begann seine Karriere in der städtischen Öffentlichkeit. Nach dem plötzlichen Tod von Bürgermeister Minnebusch wurde Aloys Wähning am 12.3.1959 zum Bürgermeister der Stadt Greven gewählt. Dies war der Beginn einer 20jährigen Tätigkeit als Bürgermeister, denn 1961, 1963, 1964, 1969 und 1975 wurde Wähning wiedergewählt. Seit 1961 war er auch Kreistagsabgeordneter für den Landkreis Münster, seit 1975 für den neugebildeten Kreis Steinfurt. Wähning war 1968 Mitbegründer der Städtepartnerschaft Grevens mit Montargis. 1976 wurde ihm für seinen außerordentlichen Einsatz für das Gemeinwohl das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
Als markanteste Entwicklungen während seiner Amtszeit sind der Bau des heutigen Rathauses, neuer Schulen und Sportstätten und der Beginn der Stadtkernsanierung zu nennen. 1979 erklärte Wähning seinen Rücktritt von allen öffentlichen Ämtern und kündigte das Ende seiner Tätigkeit als Bürgermeister mit der Wahlperiode am 15.10.1979 an. In der kürzesten Ratssitzung der Stadt Greven (2 Minuten) wurde am 7.8.1979 beschlossen, Aloys Wähning als erstem Grevener überhaupt die Ehrenbürgerschaft zu verleihen. Aloys Wähning starb am 4.6.1995 in Greven.
Josef Helmig (1923 - 2008)
Bürgermeister der Stadt Greven 16.10.1979 - 16.10.1989
Wäre es nach Josef Helmig gegangen, der am 14.Oktober 1923 geboren wurde, hätte er lieber nach dem Besuch der Johannesschule einen Beruf "mit Schlips und Kragen" erlernt. "Du geihs inne Fabrik, häff usse Moder säggt un protesteern, dat gafft daomaols nich." erinnerte sich der gebürtige Grevener einmal und so trat er notgedrungen 1938 als Vierzehnjähriger in die Fußstapfen seines Vaters Hermann Helmig und begann eine Lehre zum Textilmaschinenführer bei der Grevener Baumwollspinnerei.
Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand, nach 45 Arbeitsjahren, blieb Josef Helmig seiner alten Firma treu. Er sah sich immer auf der Seite der Arbeitnehmer, mit viel Herzblut setzte er sich fast 24 Jahre als Betriebsratsvorsitzender für die Belange der Belegschaft der Grevener Baumwollspinnerei ein. Diese Nähe zum Menschen zeichnete ihn auch in seiner späteren politischen Laufbahn wie auch ehrenamtlichen Tätigkeit aus.
Seine politische Laufbahn begann 1961, zuerst als sachkundiger Bürger im Schulausschuss der Stadt Greven, bevor er 1968 über die Reserveliste der CDU als Textilarbeiter in den Rat der Stadt Greven gewählt wurde und diesem ununterbrochen bis 1989 angehörte.
Sein Einzug als Textilarbeiter in den Rat der Stadt Greven war schon ungewöhnlich, denn die Textilarbeiter spielten damals in der Kommunalpolitik in Greven keine große Rolle. Obwohl in den 50er Jahren noch rund 4000 Arbeiter in der Textilindustrie beschäftigt waren, dominierten in der Lokalpolitik wie auch im Rat Industrielle, Lehrer und Bauern. Ein politisches Ziel des Textilarbeiters Josef Helmig war es, die seiner Meinung nach herrschende wirtschaftlich-textile Monostruktur in Greven aufzulösen, damit die Entwicklung der Stadt maßgeblich vorangetrieben werden konnte. Der Niedergang der Textilindustrie mit der Schließung großer Fabriken in Greven in den 80er und 90er Jahren bestätigt die Weitsicht seines Anliegens.
Während seiner politischen Tätigkeit im Rat der Stadt Greven begleitete er viele große städtebauliche Maßnahmen, wie den Bau des Rathauses und des Jugendheimes, des Hallenbades, die Stadtkernsanierung und das Industriegebiet Reckenfeld.
Als langjähriges Kreistagsmitglied für den Landkreis Münster und später für den neugebildeten Kreis Steinfurt setzte sich Josef Helmig nicht nur für Grevener Interessen ein, sondern hatte die weitere Entwicklung der Region Münsterland stets im Blick.
Der Ausbau der Städtepartnerschaft mit Montargis lag Josef Helmig stets am Herzen. Von 1979 bis 1989 war er Vorsitzender des Partnerschaftskomitees und wurde für seine besonderen Verdienste um die Städtepartnerschaft zum Ehrenmitglied des Partnerschaftskomitees ernannt.
Am 16. Oktober 1979 wurde er als Nachfolger von Aloys Wähning zum vorletzten ehrenamtlichen Bürgermeister der Stadt Greven gewählt. Dieses Amt hatte er bis zum Ende seiner Ratstätigkeit am 16. Oktober 1989 inne. Gleich nach seiner Wahl führte er die Bürgermeistersprechstunde ein. Für Josef Helmig war Bürgernähe nie ein Fremdwort und er sah sich immer als ein "Bürgermeister für die Bürger". Als stellvertretender Vorsitzender des DRK begleitete er jahrelang dessen Arbeit, die Betreuung der älteren Mitbürger und Mitbürgerinnen lag ihm auch nach seiner Tätigkeit im Vorstand des DRK am Herzen.
Aus diesem Engagement heraus gehörte er zu den Initiatoren des neugegründeten Seniorenbeirates und wurde dessen Vorsitzender. Für sein politisches wie auch ehrenamtliches Engagement erhielt er am 3. Juni 1987 das Bundesverdienstkreuz.
Als Josef Helmig am 12. Juli 2008 mit 84 Jahren starb, beschrieb ihn die Grevener Lokalpresse als einen Mann der Tat, der unermüdlich in unzähligen Gremien und Vereinen aktiv war und als einen "großen Grevener". Ein Weggefährte aus seiner politischen Tätigkeit als Ratsmitglied und Bürgermeister brachte es auf den Punkt "Er war ein feiner Mann!"
Hubert Binder (1933 - 2018)
Bürgermeister der Stadt Greven 17.10.1989 - 30.3.1995
1. stellvertretender Bürgermeister von 1984 bis 1989 und von 1995 bis 1999, von 1999 bis 2004 2. stellvertretender Bürgermeister
Hubert Binder war 20 Jahre ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt und 28 Jahre Ratsmitglied, nämlich von 1976 bis 2004. Hauptamtlich war er ab 1972 als Gewerkschaftssekretär der Gewerkschaft Textil-Bekleidung (heute IG Metall) tätig, 1980 bis zum Eintritt in den Ruhestand als Bezirkssekretär für den Bezirk Westfalen-Osnabrück.
1971 trat Binder in die SPD ein, wo er seit 1975 im Vorstand des SPD-Ortsvereins aktiv war, zugleich war er von 1973-1986 Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen im SPD-Unterbezirk Münster bzw. Steinfurt.
In seiner Zeit als Bürgermeister setzte er sich besonders für eine öffentlich geförderte Musikschule ein. Zudem machte er sich um die Städtepartnerschaft mit Montargis verdient. Die Schaffung von Arbeitsplätzen war ihm ein besonderes Anliegen. Unter anderem fallen die Ansiedlung des Postfrachtzentrums 1994 in Reckenfeld und die Ausweisung der Wohngebiete Schoppenkamp und Wentrup-Ost in seine Amtszeit als Bürgermeister. Im Sinne der Wirtschafts- und Arbeitsmarktförderung unterstützte er auch er die Gründung der AirportPark GmbH.
2009 erhielt Hubert Binder das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Rudolf Steingrube (geb. 1948)
Hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Greven 30.3.1995 - 30.9.1999
Rudolf Steingrube wurde Grevens erster hauptamtlicher Bürgermeister und somit einer der ersten hauptamtlichen Bürgermeister in Nordrhein-Westfalen überhaupt. Allerdings wurde er nicht - wie es die Gemeindeordnung vorsieht - direkt von den Bürgerinnen und Bürgern gewählt. Für ihn galt bis zu den ersten offiziellen und direkten Bürgermeisterwahlen eine Übergangsregelung in der Gemeindeordnung. Rudolf Steingrube wurde vom Rat der Stadt Greven gewählt.
Egon Koling (geb. 1935)
Hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Greven vom 1.10.1999 bis 30.04.2003.
Er war der erste direkt von den Bürgerinnen und Bürgern Grevens gewählte Bürgermeister. Seine Amtszeit endete aus gesetzlichen Gründen mit Ablauf des Monats, in dem er sein 68. Lebensjahr vollendete.
Dr. Olaf Gericke (geb. 1966)
Hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Greven vom 11.05.2003 bis 24.09.2006.
Dr. Olaf Gericke wurde am 11. Mai 2003 als Nachfolger von Egon Koling gewählt. Seit dem 25. September 2006 ist Gericke Landrat des Kreises Warendorf.
Peter Vennemeyer (geb. 1959)
Hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Greven vom 02.04.2007 bis 31.10.2020.
Am 25. März 2007 ist Peter Vennemeyer zum Bürgermeister gewählt worden. Er setzte sich bei der Stichwahl mit 59,2 Prozent der Stimmen gegenüber Herausforderer Jörg Hußmann (CDU) mit 40,2 Prozent durch. Bei den Kommunalwahlen am 25. Mai 2014 wurde Vennemeyer erneut zum Bürgermeister gewählt. Er erhielt 51 Prozent der Stimmen, eine Stichwahl war somit nicht erforderlich.
Dietrich Aden (geb. 1988)
Hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Greven seit dem 02.11.2020.
In der Stichwahl am 27. September 2021 siegte Dietrich Aden (CDU) mit knapp 55,5 Prozent der Stimmen. Dr. Christian Kriegeskotte (SPD) erhielt 44,5 Prozent der Wählerstimmen. Im ersten Wahlgang hatte Dietrich Aden mit 44,4 Prozent die meisten Wählerstimmen erhalten. Dr. Christian Kriegeskotte erreichte 33,1 Prozent, Dr. Michael Kösters Kraft (Die Grünen) 22,5 Prozent der Stimmen.
Grevens Stadtdirektoren
Bis 1995 lenkten sie in Greven die Geschicke der Verwaltung: Grevens Stadtdirektoren. Erst mit der Reform der Gemeindeordnung wurde die sogenannte "kommunale Doppelspitze", bestehend aus den Bürgermeistern als Repräsentanten der Stadt und Vorsitzende des Rates sowie den Stadtdirektoren als Verwaltungschefs abgeschafft.
1995 wurde mit Rudolf Steingrube in Greven der erste hauptamtliche Bürgermeister in sein Amt eingeführt, der beide Ämter in einer Person vereinte. Er war damit einer der ersten hautpamtlichen Bürgermeister in Nordrhein-Westfalen überhaupt. Damit endete in Greven zugleich die Ära der Stadtdirektoren.
Johannes Berlage (1883 - 1967)
Amtsbürgermeister 13.8.1945 - 5.3.1946,
Bürgermeister der Gemeinde Greven-Dorf 3.12.1945 - 29.4.1946 und
Amtsdirektor 16.2.1946 - 31.12.1948
Johannes Berlage wurdeam 13.8.1945 zum Amtsbürgermeister ernannt. Berlage, geboren am 25.6.1883 im emsländischen Lengerich, war Jurist und 15 Jahre lang, von November 1919 bis 1934, Bürgermeister in Emsdetten gewesen, bevor ihn die Nationalsozialisten seines Amtes enthoben. Nach Kriegsende 1945 kam ihm dieser Nachweis seiner demokratischen Gesinnung wieder zugute. Im Dezember 1945 wurde er von der britischen Militärregierung auch zum Bürgermeister der Gemeinde Greven-Dorf ernannt. Vor die Wahl zwischen den Posten als Amtsbürgermeister und Amtsdirektor gestellt, entschied er sich für den Posten des Amtsdirektors und in einem Schreiben der Militärregierung vom 16.2.1946 wurde er erstmals als solcher angesprochen. Darin wurde er angewiesen, schnellstmöglich einen neuen Amtsbürgermeister wählen zu lassen. In der Sitzung des Amtsrates am 5.3.1946 trat er den Amtsbürgermeisterposten an Anton Minnebusch ab.
Der Posten des Amtsdirektors war von der britischen Militärregierung neu geschaffen worden und orientierte sich am britischen Modell der Kommunalverwaltung. Darin leitet der ehrenamtliche Bürgermeister das demokratisch legitimierte politische Gremium des Rates und der Amts- bzw. Stadtdirektor die Verwaltung, die als Werkzeug des Rates dient. Mindestens bis Anfang Februar, wahrscheinlich sogar bis zum April 1946 blieb Berlage noch Gemeindebürgermeister in Greven-Dorf. Auch in diesem Amt folgte ihm Minnebusch. Amtsdirektor blieb er sogar über seine Zurruhesetzung Mitte 1948 hinaus bis zum Jahresende. Erst Mitte Februar 1949 war mit Dr. Leo Drost ein Nachfolger gefunden. Berlage starb am 12.10.1967 in Greven.
Dr. Leo Drost (1896 - 1975)
Amtsdirektor 18.2.1949 - 15.5.1954, Stadtdirektor von Greven 22.1.1950 - 30.6.1961, Gemeindedirektor von Gimbte 15.5.1954 - 30.6.1961
Dr. Leo Drost, gebürtig aus Altona, kam erst 1949 nach Greven, wo er einstimmig als Amtsdirektor gewählt worden war. Zuvor hatte er eine 30jährige Verwaltungslaufbahn hinter sich gebracht, zuletzt als stellvertretender Stadtdirektor in Paderborn. 1945 hatte Dr. Drost die CDU in Eisenach/Thüringen mitbegründet. Mit diesem erfahrenen Verwaltungsbeamten hatte das Amt Greven eine Persönlichkeit gewonnen, die sich sofort den dringenden Problemen der Amtsgemeinden stellte, aber auch gestalterisch tätig wurde. Vor allem seine in Paderborn gesammelten Erfahrungen im Wohnungswesen wurden in Greven wegen der Wohnungsnot dringend benötigt. Daneben entsprang der Antrag auf Stadtwerdung der Gemeinde Greven-Dorf seiner Initiative, obwohl Dr. Drost bedacht war, bescheiden im Hintergrund zu wirken. Die weitere Entwicklung des Amtes Greven nach Stadtwerdung der Gemeinde Greven-Dorf bestimmte er insofern mit, als die Zusammenlegung der drei Grevener Gemeinden 1952 und die Auflösung des Amtsverbandes 1954 maßgeblich auf seine Antragsbegründungen zurückzuführen sind. Mit der von ihm angeregten, damals neuartigen Verwaltungsgemeinschaft zwischen der Stadt Greven und der Gemeinde Gimbte wurde er auch ehrenamtlicher Gemeindedirektor in Gimbte, was er bis zu seiner Pensionierung blieb.
Die besonders von Bürgermeister Minnebusch geförderten Wohnungs- und Schulbauten setzte die Verwaltung unter seiner Leitung ebenso um wie die Emsbegradigung, -eindeichung und die zentrale Wasserversorgung durch das Wasserwerk. Mit der Vorplanung und Aufstellung des städtebaulichen Leitplanes aus dem Jahr 1952 fielen die wesentlichen Entwicklungen in der Stadt Greven unter seine Verantwortung. Nach seiner Pensionierung 1961 blieb Dr. Drost bis zu seinem Tod 1975 in Greven.
Dr. Paul Werra (1924 - 1967)
Stadtdirektor von Greven und
Gemeindedirektor von Gimbte 1.8.1961 - 24.3.1967
Der in Arnsberg geborene Paul Werra hatte nach seinem Jurastudium und seiner Promotion 1957 verschiedene Stellen in der Verwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen inne, bevor er sich 1961 auf die Stelle als Stadtdirektor in Greven in der Nachfolge von Dr. Leo Drost bewarb. Seine Berufserfahrung umfasste zum damaligen Zeitpunkt schon alle wichtigen Verwaltungsbereiche, so dass sein Wunsch nach einer verantwortlichen leitenden Stelle in der kommunalen Selbstverwaltung eine logische Folge war. Nach seiner erfolgreichen Vorstellung in der Ratssitzung am 16.5.1961 wurde er vom Rat mit großer Mehrheit gewählt. Zum 1.8.1961 trat er sein Amt an. Gleichzeitig wurde er ehrenamtlicher Gemeindedirektor in Gimbte, da diese Gemeinde mit der Stadt Greven seit 1954 in einer Verwaltungsgemeinschaft stand und von dieser mitbetreut wurde. Es war ihm jedoch nur wenige Jahre vergönnt, die Entwicklung der Stadt mitzugestalten, denn am 24.3.1967 verstarb Dr. Werra durch einen tragischen Verkehrsunfall auf dem Schiffahrter Damm. Die Nachrufe in den Regionalzeitungen weisen auf seine Leistungen hin und erwähnen seine Initiative für den "Zweckverband für Abwasserbeseitigung", dessen Folge die Errichtung der heute stillgelegten Kläranlage Am Diekpohl war. Auf dem Schulsektor erwirkte er Neubauten verschiedener Volksschulen und die Errichtung einer Realschule. Die Fertigstellung einer Dreifachturnhalle (Emssporthalle) und der Erweiterung des Gymnasiums erlebte er nicht mehr. Gelobt wurde sein Einsatz für die Lösung der Entwässerungsprobleme im Ortsteil Reckenfeld, der begonnene Neubau des Freibades Schöneflieth und seine Planungen zur Stadtkernsanierung, die dann erst sein Nachfolger, Dr. Bernhard Schneider, weiter verfolgen konnte. Auch die Freilichtbühne Reckenfeld verlor einen wichtigen Förderer.
Dr. Bernhard Schneider (geb. 1934)
Stadtdirektor 11.9.1967 - 30.6.1986 und
Gemeindedirektor von Gimbte 11.9.1967 - 31.12.1974
Klaus-Friedrich Peters (geb. 1942)
Stadtdirektor 23.7.1986 - 23.7.1994
Wappenkunde
Das erste Wappen des Amtes Greven
Das erste Wappen des Amtes Greven wurde am 7. Januar 1939 verliehen. Gültig war es bis zum 27. November 1950.
Der Schild ist in eine rote und eine silberfarbene Hälfte geteilt. Im oberen Feld erkennt man eine silberne Waage, im unteren Feld einen blauen Wellenbalken. Der Wellenbalken verdeutlicht die Lage des Amtes an der Ems, während die Waage auf den schon im Mittelalter nachgewiesenen Markt hinweist.
Das zweite Wappen des Amtes Greven
Das zweite Wappen wurde am 27. November 1950 verliehen. Es war bis zur Auflösung des Amtes am 15. Mai 1954 gültig.
In diesem geteilten Schild erkennt man im roten Feld oben den Heiligen Martin im silbernen Gewand, der seinen blauen Mantel mit einem silbernen Schwert durchteilt. Unten sieht man wieder einen blauen Wellenbalken, der die Lage an der Ems verdeutlicht. Der Heilige Martin ist der Schutzpatron des Kirchspiels in Greven, auf dessen Gebiet das Amt Greven gegründet wurde. Im Stadtarchiv existieren verschiedene Versionen des zweiten Amtswappens. Darin ist entweder der Mantel des Hl. Martin nicht blau sondern silber oder die Figur des St. Martin ist zusätzlich koloriert durch einen goldenen Heiligenschein, braune Haare und ein Gesicht in hellrosa. Diese Farben sind in der offiziellen Wappenbeschreibung des Innenministers des Landes NRW jedoch nicht enthalten.
Das Wappen der Stadt Greven
Erst 1939 waren für das Amt Greven und seine Gemeinden Wappen eingeführt worden. Im Zuge der Prüfung dieser Wappen auf nationalsozialistische Symbole wurde diesen 1946 ihre heraldische ("wappenkundliche") Richtigkeit bestätigt.
Das damalige Wappen der Gemeinde Greven-Dorf (siehe oben) beinhaltete eine silberne Spule vor blauem Hintergrund und - getrennt durch einen waagerechten Wellenschnitt - unten ein gekreuztes rotes Schwerterpaar vor silbernem Untergrund. Mit der Stadtwerdung 1950 behielt die Gemeinde dieses Wappen jedoch nicht. Neues - und heute noch gültiges - Stadtwappen wurde die silberne Emspünte auf blauem Hintergrund, das auch schon auf der Stadtrechtsurkunde vom 22. November 1949 auftaucht. Es dürfte sich dabei um einen Entwurf des Graphikers Mallek handeln, der alle Grevener Wappen gestaltet hat. Dieses hatte die Stadtvertretung nach Beratungen mit dem damaligen Archivrat Dr. Prinz auf der Sitzung am 15. Dezember 1949 ausgewählt und kurz darauf beantragt. Die Argumente für ein neues Wappen beruhten auf den damals neuesten historischen Erkenntnissen. Zum einen waren die gekreuzten Schwerter im bestehenden Wappen als Zeichen eines mittelalterlichen Freistuhls (Gerichtsort) zwar richtig, aber nichts Eigentümliches für Greven. Zum anderen hatte es schon Ende des 18. Jahrhunderts Versuche gegeben, ein Grevener Wappen ohne Erlaubnis des Münsterschen Domkapitels einzuführen. Damals hatte man sich als Wahrzeichen Grevens ein Schiff ausgesucht, das - wie 1801 begründet wurde - sehr passend war, weil der Ort damals eine besondere Vorliebe für die Schifffahrt auf der Ems hatte. In der Tat war Greven lange Zeit der Endpunkt der Schifffahrt auf der Ems. Das Recht zum Tragen dieses neuen Wappens und einer weiß-blauen Fahne ist der Stadt am 6. März 1950 vom Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen worden.
Die Wappen der Grevener Gemeinden
Das Wappen des Greven-Dorf
Das Wappen für Greven-Dorf (Bild rechts) wurde am 3. Januar 1939 verliehen und war bis zum 5. März 1950 gültig.
Der Schild ist durch einen Wellenschnitt in blau und silber geteilt. Im oberen Feld sieht man eine silberne Spule, im unteren zwei schräg gekreuzte rote Schwerter. Die Webspule kennzeichnet die Gemeinde als Sitz bedeutender Textilindustrie. Die Schwerter weisen auf den mittelalterlichen Freistuhl, einen Gerichtsort, hin. Der Wellenschnitt symbolisiert die Lage an der Ems.
Greven links der Ems
Das Wappen für die Gemeinde Greven links der Ems wurde am 26. Januar 1939 verliehen und war bis zum 10. August 1952 gültig.
Das Wappenbild zeigt einen Schild, der durch einen Wellenschnitt geteilt wird. Das rechte Feld (im heraldischen Sinne das vom Träger des Schildes aus gesehen rechte Feld) ist blau. Das linke Feld ist fünf Mal in die Farben silber und rot unterteilt. Der Wellenschnitt verdeutlicht auch hier die Lage an der Ems, die auch durch die blaue Farbe des rechten Feldes symbolisiert wird. Die wechselnden silbernen und roten Farben entstammen dem Wappen der Familie von Schonebeck, der ältesten Lehensträger des Hauses Schöneflieth.
Greven rechts der Ems
Das Wappen der Gemeinde Greven rechts der Ems wurde am 24. Januar 1939 verliehen und behielt seine Gültigkeit bis zum 10. August 1952.
Auch dieses Wappen ist durch den schon bekannten Wellenschnitt geteilt. Im silbernen Feld befindet sich ein roter Sparren. Dieser Sparren weist auf das Wappen der im Spätmittelalter ausgestorbenen Adelsfamilie von Bönstrup hin, die nach der mittelalterlichen Bauerschaft Bunestorpe bzw. Bunistharpa benannt war. Da die Farben des Adelswappen unbekannt sind, wurden in Anlehnung an die Farben des "Amtswappens" die Farben silber und rot verwendet.
Das Wappen der Gemeinde Gimbte
Das Wappen der Gemeinde Gimbte wurde am 4. Januar 1939 verliehen und war bis zum 31. Dezember 1974 gültig.
Im goldenen Schild erkennt man auch hier einen Wellenbalken, begleitet von zwei schwarzen Lilien im oberen und einer schwarzen Lilie im unteren Feld. Grundlage der Neuschöpfung aus dem Jahr 1938 war das Wappen des Geschlechts der Familie von Gimbte. Es zeigte drei schwarze Lilien auf goldenem Grund. Zur Kennzeichnung der Lage des Dorfes an der Ems wurde auch in dieses Wappen der Wellenbalken aufgenommen.
Amtsketten
Die Amtskette der Stadt wird vom jeweiligen Bürgermeister bei besonders feierlichen Anlässen getragen.
In Greven gibt es zwei Amtsketten. Die erste war ein Geschenk des Landkreises Münster zur Stadtwerdung 1950. Grevens damaliger Bürgermeister Anton Minnebusch mochte sie allerdings aus persönlichen Gründen nicht tragen, so dass diese Amtskette sehr wenig genutzt wurde. In einem zeitgenössischen Vermerk heißt es, dass die erste Amtskette lediglich bei der Aushändigung des Stadtbriefes und bei der Verabschiedung des Abiturjahrganges 1957 getragen worden sei.
Im Jahr 1973 kam die Verwaltung in einer Vorlage für den Hauptausschuss zu der Einschätzung, dass die Amtskette nicht den Ansprüchen an eine solche repräsentative Amtsinsignie entspreche und daher eine neue Kette angefertigt werden solle. Beim Juwelier Oesthues in Münster wurde eine vollständige Neuanfertigung in Auftrag gegeben, die aus mehreren Silberplättchen besteht. Auf den einzelnen Elementen dieser zweiten Kette sind neben dem Grevener Stadtwappen auch die ehemaligen Wappen der Gemeindeteile sowie die Martinuskirche, das neue Rathaus von 1973, die Burg Schöneflieth, eine Stadtsilhouette und ein Weberschiffchen als Symbol für die ortsansässige Textilindustrie abgebildet. Die zweite Amtskette wird viel häufiger getragen als die erste. Bürgermeister Peter Vennemeyer, im Amt von 2007 bis 2020, favorisierte allerdings die erste Kette, weil die zweite ihm zu sperrig war. Heute trägt Bürgermeister Dietrich Aden die zweite Amtskette bei wichtigen Terminen als erster Repräsentant der Stadt Greven. Die Amtskette von 1950 wird sicher im Stadtarchiv aufbewahrt.
Stadtarchiv
Dieser Überblick über die Grevener Geschichte von den Anfängen um 8.000 vor Christus bis in die Gegenwart wurde vom Team des Stadtarchivs zusammengestellt.
Im Grevener Stadtarchiv wird die Geschichte Grevens lebendig. Zahlreiche Dokumente, Medien und weiteres Archivmaterial stehen den Besuchern des Archivs für Recherchezwecke zur Verfügung.
Erläuterungen und Hinweise
Bildnachweise
- Astrid Rausse
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- Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv Münster, Kartensammlung A 20019
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- Heimatverein Greven e.V.
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- Stadtarchiv Greven, Chronik des Heimatvereins Schmedehausen
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- Carlo Strack
- Florian Kochinke
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